Mein 379.
Mann hieß Achim. Er war ein aufstrebendes Starlet am Himmel des Rock'n'Roll. Er wollte
Erfolg und war bereit, alles dafür zu geben. Er gewöhnte sich das Rauchen an, leerte
15-20 Kannen am Abend und verbrachte unzählige Stunden wartend vor öffentlichen
Toiletten, in denen er wahllos Frauen ficken wollte. Mir machte das nichts aus, denn ich
war überglücklich, einen derart populären Deutschrocker an meiner Seite zu wissen.
Achim sagte immer "ficken", niemals verwandte er beischlafen oder ähnliches. Er
dachte, das gehöre sich so in seiner Branche. Natürlich hatte er Groupies. Sie kamen aus allen
Teilen des Landes angereist, um ihn auf der Bühne zu erleben. Mit seiner Band Die Tauben
tourte er durch die Lande. Heute noch in der Turnhalle in Oer-Erckenschwick und morgen
schon auf der Haaner Kirmes. Er verstand etwas vom Posing. In dieser Hinsicht konnte ihm
keiner was vormachen. Die Bewegungen, die er auf der Bühne brachte, hatte er vorher
Stunde um Stunde vor dem Spiegel einstudiert. Er stellte sein Mikrophon viel zu hoch ein,
um sein Doppelkinn zu verbergen, ließ sich auf die Knie und später einem Käfer gleich
auf den Rücken fallen und bediente seine Gitarre von Zeit zu Zeit mit den Zähnen. Ich
legte mich gerne unter ihn drunter, auch gemeinsam mit anderen Gespielinnen, denn Achim
ließ sich gerne von mehreren Frauen gleichzeitig verwöhnen.
Diese Vorliebe sowie seinen
ausgeprägten Hass auf Spießer hat er später in dem Smash-Hit "Es ist mir total
egal" thematisiert. "Elvis war auch fett" pflegte er zu sagen, wenn wir
Mädels nach dem Akt Gefahr liefen, mit einer Flunder verwechselt zu werden. Auch das nahm
ich hin, denn Achim hatte jede Menge von dem, was man gemeinhin Sex-Appeal nennt. Er trug
hellblaue Cordhosen, die seinen durchtrainierten Körper noch vorteilhafter erschienen
ließen. Seinen spärlichen Haarwuchs versteckte er sommers wie winters unter acryligen
Wollmützen. Nach den Shows seiner Band verkrümelten wir uns in den Backstage Bereich.
Hier teilten wir Kiff und wilde Parties miteinander. Es kam wie es kommen mußte. Die
Auftritte wurden weniger. Zuletzt spielte Achim in Pommesbuden oder auch mal zum
Sommerfest eines Möbelhauses. Sein allerletzten Auftritt hatte er in einer
Bahnhofstoilette. Hier fand man ihn, die Nadel im Hals. Rockstars sterben cool. |