Mein 119.
Mann hieß Olaf. Er kam aus Ostwestfalen und hatte den Dialekt dieser Region nie ganz
ablegen können. Olaf trug einen Nachnamen, der ihm in seiner frühen Kindheit jede Menge
Hänseleien eingebracht und wohlmöglich das aus ihm gemacht hatte, was er heute ist.
Im Laufe der Jahre hatte sich Olaf verschiedene
Decknamen zugelegt, unter denen er wichtige Bankgeschäfte abwickelte oder in Hotels
eincheckte. Sein favorisierter Deckname war "Adolf Hitler". Manchmal nannte er
mich zärtlich "seine Eva", in weniger innigen Momenten beschimpfe er mich als
"Ghaddafi".
Olaf hatte eine Vorliebe, die ich vor
ihm bei keinem Mann erlebt hatte. Er wollte, daß ich Toffifees aus seinem Bauchnabel
verzehrte. Dazu legte er sich nur mit einem Feinripp-Baumwoll-Schlüpfer der Marke
Schiesser bekleidet auf das Bährenfell vor seinem Kamin. Das künstliche Feuer flackerte
und knackte, beinahe als wäre es echt.
Olaf hatte sich durch jahrelangen
Genuß von Gerstensaft eine Wampe zugelegt, die das Platzieren des Toffiffes in seinem
eher flachen Nabel einigermaßen erschwerte. Hatte ich die Halbkugel letztendlich
glücklich eingelocht, mußte erst noch für die entsprechende musikalische Untermalung
gesorgt werden. Zu jenen Toffifee-Aktionen wollte Olaf immer ein und dasselbe Lied hören:
"Hungry like a wolf" von Duran Duran. Ich tat ihm den Gefallen. Ich habe ihm nie
gestanden, daß mich die Musik der Achziger-Kapelle mindestens genauso ankotzte wie seine
starke Bauchbehaarung, die den Genuß der Karamel-Nougat-Nuß-Kombination extrem
beeinträchtigte.
Heute kann ich darüber sprechen.
Karamel-Nougat-Nuß + Haare ist scheiße. Unsere Beziehung ist allerdings nicht an der
Bauchnabel-Affäre gescheitert, sondern vielmehr daran, daß sich Olaf irgendwann
entschloß, eine Geschlechtsumwandlung vornehmen zu lassen. Neulich traf ich ihn in einem
Gymnastikkurs für Frauen. Er nennt sich Kim und erwartet sein erstes Kind. Wenn es ein
Mädchen wird, soll es Jennifer heißen. |