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Björn Blaschkes Augen
tief wie der Baikal See |
no. 57 |
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Eine mir bekannte Sängerin, die bis vor kurzem in Duisburg
wohnte, bis vor ihrer Haustür ein Kraftwerk in die Luft ging und ihre Wohnsituation erheblich verschlechterte, schrieb ein
Lied namens "Das Lied vom Baden". Besagtes Werk hat drei Strophen. In der ersten Strophe badet sie in Federn. In der
zweiten Strophe badet sie in Honig. In der dritten Strophe badet sie Hallo Provokation in Pisse. Welche Frage stellt
sich an dieser Stelle? Genau: Worin badet eigentlich Björn Blaschke? Eine journalistische Herausforderung stand am Anfang dieser
Recherche, in deren Verlauf ich einer Ratte nicht ganz unähnlich so ziemlich alle Altpapiercontainer der Stadt, in der ich wohne,
durchwühlte. Nun ist Recherche ja selten unaufwendig eine derart zeitraubende wie die in Sachen Björn Blaschkes
Badegewohnheiten habe ich aber nie zuvor absolviert. Um so befriedigender war es, dass sie letztendlich von Erfolg gekrönt war.
In einem blauen Container unweit des großen Flusses, an dem die Stadt liegt, in der ich wohne, bzw. im unteren Drittel eben
dieses Containers unweit des großen Flusses (usw. usw.), stieß ich auf die taz vom 8. November vergangenen Jahres. Ich
schlug die letzte Seite auf, die bei der taz "Die Wahrheit" heißt, obwohl die Geschichten nicht selten
frisch-fromm-fröhlich-frei erfunden sind und somit einen Teil der Leserschaft in tiefe Verunsicherung stürzen.
"Wanne voller Feuerzeuge" lautete die Überschrift eines Artikels und bestätigte ganz nebenbei das, was die
gute Freundin, die Björn Blaschke besser kennt als ich (was nicht weiter schwierig ist, denn ich kenne Björn Blaschke
überhaupt nicht!) bereits am eigenen Leib erfahren hatte. "Björn Blaschke hat mir ein Feuerzeug geklaut" sagte
die Freundin und ich wähnte mich einen kurzen Moment lang in einem kleinstädtischen Kino der 80er Jahre und eben dort in
einer Teenie-Komödie, die in der Cinema und anderswo für Anspruch null Sterne bekommen hatte, dafür aber 2 Sterne
für Kleinmädchenerotik. Die gute Freundin war dem Kleinmädchenalter längst entwachsen, daran konnte auch die
Tatsache nichts ändern, dass sie beizeiten einen orangen Schulranzen mit Max und Moritz-Motiv spazieren trug. Die Freundin
interpretierte nun Björn Blaschkes krankhafte Kleptomanie als Annäherungsversuch. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Zumal auch sie etwas von ihm zurückbehalten hatte. Björn Blaschke war zwar nach einem kurzen, aber intensiven Kennenlernen
vermutlich für immer aus ihrem Leben verschwunden geblieben aber war sein Miniatur-Flammenwerfer, ein Einwegfeuerzeug mit
Drum-Aufdruck und dem Spruch "It's in your hands". "Ich möchte etwas großes von dir", hatte die gute
Freundin Herrn Blaschke zugezwitschert, ganz benommen vom Rausch der Gefühle. "Sollst du haben" hatte Björn Blaschke
gesagt, der ein Frauenversteher ist (Erkennungsmerkmal: trinkt Baileys), wie er im Buche steht. Dann hatte er ihr das Feuerzeug in die
Hand gelegt. Sie aber war in seinen Augen versunken wie im tiefsten See der Erde, der meiner Meinung nach der Baikal See in Sibirien ist
(Björn Blaschke wüßte das vermutlich besser). Und während die gute Freundin so im Blaschke'schen Baikal See herum
paddelte, träumte der hundsgemeine Dieb seinerseits von einem Bad in entwendeten Einwegfeuerzeugen. Damit wäre diese Frage
also auch geklärt. |
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