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klaus-bärbel
no. 369
Meinen 369. Mann traf ich in dem verwanzten Etagenbett eines schmuddeligen Gästehauses auf den niederländischen Antillen. Die Ruine, die sich "Flying Dutchmen" schimpfte, konnte nur euphemistisch als "low standard" kategorisiert werden. Selbst den Kakerlaken schmeckte das Essen nicht, fließendes Wasser gehörte zum Aufgabenfeld Fortunas und auf dem kleinen Fenster des Guestroom 2 verlustierte sich ein stattlicher Sperma-Fleck.

Der Mann, der mein 369. werden sollte, hieß Klaus-Bärbel, weil er von Zeit zu Zeit in regem Kontakt zu seiner femininen Seite stand und etwa den einen Lippenstift oder das andere Spitzenhöschen aus dem Rucksack anderer Reisender klaute. Die desolaten logistischen Fähigkeiten des Personals zwangen ihn und mich in ein gemeinsames Lager, während meine Freundin Colette, mit der ich damals reiste, eine 40 x 180cm-Matratze ihr eigen nannte, deren mannigfaltigste Flecke auf das anschaulichste von Freud und Leid unzähliger Zeugungsakte und Entbindungen erzählten.

Klaus-Bärbel und ich kamen uns schnell näher. Das schien keine der anderen 11 Personen im Schlafsaal zu stören, die wir sicher in Morpheus Armen wähnten. Ganz und gar mitgerissen von unserem heimlichen TÍte-a-TÍte unter schmutzigen Laken, schienen er und ich gleichermaßen die Kontrolle über unsere Gliedmaßen verloren zu haben. Oder war es nicht seine Hand, die wild ekstatisch meinen Knöchel umfaßte? Mühsam raffte ich meine trunkenen Sinne zusammen und vernahm den glasklaren Sopran meiner Freundin Colette. So gar nicht in Schlafzimmerlautstärke beschwerte sie sich über unser kleines amouröses Intermezzo, welches ihr den Schlaf raubte. "Pst, du weckst alle auf" flehte ich um ihre Contenance. "Weiß nicht, wer hier wen weckt" schmollte sie zurück, löste aber gottlob ihren schraubstockgleichen Griff. Wieder Herrin meiner Extremitäten brachten er und ich unser nicht mehr gänzlich verborgenes Spiel zu einem glücklichen Ende.

Erschöpft atmeten wir schwer in die schwarze Nacht, als plötzlich Colette ihr kleines Transistorradio neben meinem Ohr positionierte. "Du wirst jetzt nicht schlafen" fuchtelte sie und drückte auf "play" ihrer erbärmlichen Plärrmaschine. "Los, was ist das für ein Lied" forderte sie mich zu einer ungewöhnlichen Runde Pop-Jeopardy. "Je t‘aime" keuchte ich postkoital. "O.k." bestätigte sie. Sie spulte und ihr Apparat machte Geräusche, wie sie Comicfiguren in japanischen B-Trickfilmen zu machen pflegen. "Und das?" fragte sie fordernd. "French kissing in the USA" konterte ich.

Wenige weitere Lieder später fiel ich in einen tiefen traumlosen Schlaf. Als ich erwachte leierte der Rekorder "Dancing Queen", intoniert von einer weißrussischen Cover-Band, die definitiv einige Gläser zu viel Wodka getrunken hatte. Aber es sollte noch schlimmer kommen: Als ich meinen Kopf Richtung Flur wendete, sah ich, wie Klaus-Bärbel mit einem schwulen Schweden, der nichts außer lachsfarbenen Pailetten-Hot-Pants trug, verzückt Lambada tanzte. Colette grinste mich an und wir wußten: Es war Zeit zu gehen.

 

 

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